Irgendwo zwischen diesen ganzen Firmen sitzt ein Marketer in einem Technologiekonzern. Arbeit macht Spaß war gestern. Heute ist es die größte Psycho-Nummer mit dem Aha-Effekt, die du für Geld bekommen kannst. Sein heiß geliebter Job hat sich verändert. Jetzt gibt es Ansprüche, die du jeden Tag durch die rosarote Brille sehen kannst. Sonst packt dich gleich die Krise. Auch dem Konzern geht es nicht mehr gut. Schuld sind die Kunden. Mit ihren Ansprüchen haben sie alles aufgemischt.
Kunden machen sexy. Hast du heute einen Kunden, hast du Glück gehabt. Dann hast du das tiefste, hinterste Loch aus der verdammten letzten Ecke gesichtet und erfolgreich ausgegraben. Glückwunsch! Genau das schafft der Marketer nicht mehr. Auch weiß er nicht, wie er es noch machen soll. Probiert hat er so ziemlich alles. Erreicht hat er nichts.
Kunden sind gut, damit Arbeit das Schlimmste wird, was dir je passiert ist – ein Jobhorror, den du mit keinem anderen Schreckensszenario toppen kannst. Mach meine Arbeit und du wirst zum Zombie, der nur noch Kunden sieht, die davonlaufen. Exakt die Gedanken gehen dem Marketer durch den Kopf.
Zu dem Chaos gesellt sich sein Chef. Jeden Tag macht er ihm die Hölle heiß. Stress ohne Ende, weil er diese Kunden nicht ausgraben kann. Atempause war gestern. Heute grüßt er die Sterne, weil er ständig nach Luft ringt. Wie Espenlaub zittert der Marketer jeden Tag um seinen Job. Auch die Gesundheit ist nicht mehr frisch aus dem Ofen. So einen Schlamassel braucht er schon gar nicht.
Mache das Beste aus dem Frust und suche die Lösung, bevor sie dich findet. Ständig qualmt sein Hirn in der Hoffnung, dass ihm ein Licht aufgeht. Tag aus Tag ein kreisen im Kopf des Marketers tausend Gedanken, wie er sie denn wieder in das Boot der Firma holen kann – die ganzen Kunden. Er liest alle möglichen Blogs, Empfehlungen, Artikel über Content Marketing und die ganze Palette der Psychowirkung von sensorischen Wörtern auf das menschliche Gehirn.
In der großen Frustwolke klingt das vielversprechend. Tolle Artikel – mehr Aufmerksamkeit für den Technologiekonzern und wieder ein Verkauf der Produkte – das ist die Rettung, die er jetzt braucht.
Geschwind beginnt der Marketer, das gesamte Marketing der Firma auf diese ganzen Trips auszurichten. Er setzt crossmediale Kampagnen in Gang, macht die Unternehmenstexte mit Content fit und mobilisiert den ganzen Rest mit Storytelling – effektiv mit wenig Kosten – so wie er das alles gelesen hat. Hinterher ist er erleichtert und harrt der Dinge. Wahnsinnig freut er sich schon darauf, die ganzen Kunden im Ansturm zu erleben, wie sie die Unternehmenskanäle sprengen mit ihren Aufträgen. Kurz vor dem Feierabend noch so richtig Lorbeeren ernten – welcher Marketer wünscht sich das nicht?
Der nächste Tag beginnt nicht mit Arbeit. Heute geht er später in die Firma. Es nützt nichts – auch dieser Tag ist daneben. Schon im Bad fällt ihm das ganze Waschzeug aus den Händen. Das alles ist Chaos – eine ganze Welt voller Chaos. Wirf die Flinte ins Korn und hau einfach ab. Also geht es in den Wald. Ganz egal wohin, Hauptsache raus aus diesem Chaos. Wie ein Penner sieht er aus – nicht rasiert und nicht gekämmt. Frust für alle Fälle, damit das Chaos ihn auch hier erwischt. Aber heute nicht mit ihm. Immer schneller läuft der Marketer durch den Wald, bis auch die letzte Dosis Frust in ihm aufgebraucht ist und er endlich weiß: kein Chaos.
Langsam wird es besser. Wenigstens kann er atmen, ohne gleich wieder im Frust des Chaos zu ersticken. Irgendwann kommt der Marketer an diesen See. Keine Ahnung, ob der See schon immer da war. Jedenfalls sieht er ihn heute zum ersten Mal. Was für ein Lichtblick – verglichen mit dem Alltag voller Chaos.
Der Marketer bleibt stehen, starrt auf den See, denkt an seine 30 Tage und sagt sich: Hau weg den Scheiß. Am Boden zerstört ohne vollendete Tatsachen? Immerhin hat er seinen Job noch. Genau 30 Tage. Auch die Horrorfratze seines Chefs und das Krankenhaus – alles nur Spinnereien im Chaos. Hier am See gibt es kein Chaos. Hier steht die Zeit still. Irgendwo da draußen in diesem Wasser gibt es eine Stelle, an der er etwas Besonderes für sich entdecken kann. Er muss nur genau hinsehen.
Dann erkennt er es: ein tolles Gefühl, das ihn umhaut. Weggeblasen ist das Chaos, das den Frust regiert. Mann, wann hat er in letzter Zeit etwas gefühlt, das so klasse war? Woher kommt auf einmal diese positive Anwandlung? Wieso wirkt das auf ihn? Was macht ihn aus? Wer ist er überhaupt?
Komische Fragen, die er sich selbst stellt – vor allem, wenn er die Antwort nicht weiß. Eines steht fest: er ist heute anders, sonst wäre er nicht hier. Er würde in diesem Konzern sitzen. Beim Chaos. Aber heute ist er hier bei diesem See. Und fieberhaft sucht er Antwort auf die Fragen.
Plötzlich dreht sich der Schalter in seinem Kopf. Exakt an dieser einen bestimmten Stelle am See verharrt sein Blick. Dort bewegt sich das Wasser anders. Obwohl Wind ist, fließen die Wellen des Sees in ihre eigene Richtung. Seltsam oder nicht, es inspiriert den Marketer, sich selbst zu entdecken. Diesmal leitet ihn sein Gefühl – nicht sein Denken.
Dann tut er etwas Ungewöhnliches, das er noch nie getan hat. Der Marketer fängt an, mit sich selbst zu reden.
„Erforsche dich – dann weißt du es am besten. Oder was glaubst du, warum deine Kundenaktion ein so jämmerlicher Fehlschlag war und du ein armseliges Dasein im Chaos fristet?
Übermannte dich doch glatt die Ungeduld. Wie ein wilder Holzfäller hast du dich auf diese Aktionen gestürzt. Vom Chaos ins Chaos. Aus dem Nichts zum Hauruck-Schritt der Kundengewinnung und dann der große Absturz. Seele rette mich, bevor ich ganz am Boden versinke und mich keiner mehr sehen soll.
Verlierst du immer so schnell die Nerven? Weißt du überhaupt, wovon die Rede ist? Von dir selbst. Vom blauen Wunder zum blauen Himmel kommt man sicher nicht, wenn in der eigenen Seele Chaos herrscht. Da heißt es aufräumen.
Weißt du auch, was dein Fehler ist? Klar, du glaubst nicht an dich."
Jetzt schüttelt der Marketer den Kopf, während er weiter auf den See starrt. Fassungslos ist kein Ausdruck für das, was er fühlt. Das Gedankenspiel ist der Hammer. Einmal so richtig Gefühl und alles fließt, als wäre nie etwas schwer gewesen. Also weiter in diesem großen Gefühlskino.
„Was soll das heißen, dass ich nicht an mich glaube? Wenn dem nicht so wäre, hätte ich die Aktion gar nicht erst begonnen.
Falsch! Du hast nur das getan, was du von anderen gelesen hast. An dich geglaubt hast du nicht. Sonst würdest du jetzt nicht hier stehen und auf diesen See starren. Sei einfach du selbst! Dann machst du es genauso wie hier und lässt dich von deinem Gefühl leiten."
Noch nie brachte den Marketer etwas so zum Grübeln wie diese irren Momente an diesem See. Dann geschieht etwas Verrücktes: Es wird anders in ihm. Der ganze Frust, das Chaos – plötzlich ist alles weg. Er fühlt sich leicht und frei – ohne Worte.
„Jetzt weiß ich, wer ich bin. Die Lösung des Problems ist im Grunde ganz einfach. Die Kunden, die ich für unerreichbar halte, wollen mir zuhören und meine Freunde sein. Aber das geht nur, wenn ich ehrlich bin und ihnen nichts vormache. Jeder von ihnen ist anders – jeder ist ein Individuum. Sie alle haben Wünsche – genauso wie ich bei dem Gedanken an meinen Job, der mir wichtig ist. Ich will ihn behalten. Und ich möchte wieder gerne zur Arbeit gehen.
Überlege dir also gut, was du tust. Entdecke die Kunden. Sei du selbst und sprich mit ihnen. Lerne ihre Sprache und gebrauche Worte richtig. Dann wirst du dich mit ihnen wohl fühlen. Denn dann bist du einer von ihnen. Aber du kannst nicht einer von allen sein."
Es gibt keine Zweifel, das ist des Rätsels Lösung – das wahre Geheimnis, das dem Marketer Kraft gibt, alles zu erkennen und das Richtige zu tun. Und es ist die eigene Kraft – seine Motivation.
„Zu guter Letzt, merke dir eins: WENN DU EINMAL DEINE POWER AUFGIBST, STIRBST DU ...."
Und der Tag kam noch nie herein wie heute.
Der rettende Geistesblitz ist einfach klasse. Jetzt heißt es handeln. Geschwind eilt der Marketer zum Technologiekonzern. Seinem Chef gibt er gleich Kontra, knallt die Tür zu und macht sich an die Arbeit. Diesmal überlegt er sich genau, was er will und richtet seine Kampagne auf konkrete Kunden aus. Er beginnt sich mit ihnen zu unterhalten. Diesmal macht er alles anders. Vor allem meint er es ehrlich. Und siehe da: er findet die richtigen Worte, fokussiert sein Ziel und landet mit der Aktion einen Volltreffer: die Kunden lieben ihn.
Aufträge brechen über den Technologiekonzern herein wie eine Sintflut. Kein Wunder, dass der Marketer die Nummer eins in einem Rampenlicht wird, das sich Erfolg nennt. Überall ist die Freude groß. Seine ganzen Kollegen umarmen ihn. Wahre Wunder wirken auch bei seinem Chef. Sogar er schüttelt seine Hand und lächelt ihn an. Dann holt er das gewisse Papier hervor, reißt es auseinander und lässt es mit einem Satz im Papierkorb verschwinden. Statt Kündigung winkt jetzt das Gehalt. Darüber will sein Chef ganz sicher noch reden.
Der Marketer steht im Kern einer Bewunderung, die ihn umhaut. Er ist ein Star. Jeder will ihn um sich haben. Und das Geheimnis heißt Motivation beim Seeblick. Unglaublich, aber wahr.
Kommunikationsexperten, Marketer, Werbeagenturen und Co. – er schlägt sie alle. Der einfache Marketer vom Technologiekonzern wurde zum Spezialisten. Jeder preist die einzigartige Wirkung seiner digitalen Eroberung wie ein magisches Allheilmittel gegen die seltsamen Anwandlungen der neuen Kundenwelt an.
Als Dankeschön für den siegreichen Feldzug gibt es ein tolles Geschenk. Eine
Skulptur mit Gravur
und eine Überraschung, die er nie vergessen wird: die besten Motivationssprüche über
Erfolg
und
Arbeit
von den Kollegen.
Die Welt ist bunt mit dem Sinn für das Sinnliche – Schönheit, Liebe und Freundschaft. Das Streben nach Harmonie verbindet Menschen und macht sie für andere wertvoll. Produkteigenschaften und Servicevorteile sind toll, aber das sinnliche Erlebnis, das die Welt neu entdeckt, ist noch viel besser.
Dem Marketer stehen Tränen in den Augen. So viel hat er noch nie gelacht. Die tollen Motivationssprüche sind genau das, was er braucht, damit sein Glücksgefühl perfekt wird – ein echtes Highlight wie es zuvor der händeringende Kampf mit den ganzen Kunden war. Gewonnen hat er nun beides: ein Wahnsinnsgefühl und die Herzen der Kunden. Hinzu gesellt sich die Begeisterung von Chef und Kollegen.
Na, wenn das kein Erfolg ist. Und warum? Weil das Geheimnis des Eroberungskonzepts in einem Wunderwerk liegt, das sich Motivation nennt.